Rainer Wermelt | Entdecke das Geheimnis
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Kreuzwegkapelle in Bestwig-Velmede

1. AprilBestwig


   

Kreuzwegkapelle in Bestwig-Velmede 

Der kleine, achteckige Kapellenbau am nördlichen Ortsrand von Velmede markiert hinter dem Haus Kanalstraße 18 den Beginn des Kreuzwegs, der von hier aus seit 1860 den Berghang „Am Dorn“ hinaufführt. Die Kapelle ist „Christus als dem blutschwitzenden Heiland“ geweiht und steht auf einem Privatgrundstück. Sie wurde in den Jahren 1885/86 auf die Initiative von Einwohnern Velmedes errichtet. Die verputzten Außenwände, die auf einem niedrigen Bruchsteinsockel stehen, werden von spitzbogigen Nischen gegliedert, die vier schmale Fenster und die Eingangstür umrahmen. 

Der gesamte Innenraum wird von einem mehrteiligen Kreuzrippengewölbe in neugotischen Formen überspannt, das mit Dekorationsmalerei in Form von ornamentalen und floralen Schmuckformen aus der Bauzeit ausgestattet ist. Die Malerei wurde 1985 vereinfachend überarbeitet. Denkmalpflegerisches Ziel der aktuellen Maßnahme war es, den Bestand zu konservieren, indem die Gewölbemalerei ebenso wie das Altarrelief gereinigt und zurückhaltend retuschiert wurde. 

Die bleiverglasten Fenster sind zum Teil Originale aus der Bauzeit. Es sind Ornamentscheiben mit stilisierten Blattformen (Weinlaub), in die je ein kreisrundes Medaillon mit figürlicher Darstellung integriert ist. Nach Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg war ein Fenster ganz, ein zweites teilweise in modernen Formen ergänzt worden. Diese beiden Fenster wurden nach dem Vorbild der restaurierten Originale rekonstruiert. Die figürlichen Medaillons der Fenster sollen laut Errichtungsurkunde der Kapelle zusammen mit dem „blutschwitzenden Heiland“ der Ölbergszene auf dem Altar die fünf schmerzhaften Rosenkranzgeheimnisse darstellen. 

Zu den erhaltenen Szenen aus der Leidensgeschichte Christi - Ölberg, Dornenkrönung, Kreuztragung, Kreuzigung - muss man also die Geißelung ergänzen. Bei der Suche nach Vorlagen stellte sich heraus, dass die Darstellungen aus der Bilderbibel (Erstauflage 1860) des Malers Julius Schnorr von Carolsfeld (1794-1872) kopiert und in Drucktechnik auf das Glas übertragen worden waren. Die Bilderbibel enthält allerdings keine Geißelung Christi. Ersatzweise wählte man einen passenden Kupferstich (1509) von Lucas van Leyden (1494-1533) als Vorlage aus, ließ ihn auf Glas drucken und in die Rekonstruktion einfügen. Alle Fenster erhielten zudem eine Schutzverglasung. (PM)